Erdogan' Krieg gegen Presse Drucken
Mittwoch, den 04. Juni 2014 um 16:33 Uhr

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat den US-Sender CNN diffamiert - wegen der aus seiner Sicht zu kritischen Berichterstattung. Erdogan sprach am Dienstag bei einer Fraktionssitzung seiner Partei AKP in Ankara von dem "Speichellecker von CNN", wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldete. Gemeint war damit der Korrespondent Ivan Watson.

Die CNN-Berichterstattung habe mit "freier, unparteiischer, unabhängiger Presse" nichts zu tun, sondern wirke nahezu wie Arbeit von "Agenten", sagte Erdogan. Watsons Namen nannte Erdogan nicht ausdrücklich.

Der Journalist war am Samstag - dem Jahrestag des Beginns der landesweiten Gezi-Proteste - auf dem Istanbuler Taksim-Platz während einer Live-Schalte von der Polizei kurzzeitig festgesetzt worden.

Seit den Gezi-Unruhen vor einem Jahr wächst die Kritik der Regierung an der Berichterstattung westlicher Medien. Ausländische Reporter beklagen, ihre Arbeit werde zunehmend erschwert.

Ein Berater des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat deutschen Medien wegen der aus seiner Sicht zu kritischen Berichterstattung gedroht. Man habe zur Kenntnis genommen, dass "ein Teil der deutschen Medien" regierungsfeindlich berichte, schrieb Erdogan-Berater Yigit Bulut in seiner am Montag in der regierungsnahen Zeitung "Star" veröffentlichten Kolumne.

 

Diese Medien würden noch lernen, dass niemand "den türkischen Staat, die Regierung, den Ministerpräsidenten so schamlos angreifen" dürfe, schrieb Bulut. "Organische Verbindungen" eines Teils der deutschen Medien mit der Türkei müssten untersucht werden.

Konkrete Namen nannte Bulut nicht. Doch der Verweis auf "organische Verbindungen" zwischen deutschen und türkischen Medien ist eine Anspielung auf die Kooperation zwischen dem Axel-Springer-Verlag, der die "Bild"-Zeitung herausgibt, und dem türkischen Medienkonzern Dogan, der eine relativ regierungskritische Linie fährt.

Westliche Medien waren in der Vergangenheit bereits häufiger von der Regierung kritisiert worden. Während seines Auftritts in Köln vor gut einer Woche hatte Erdogan die Berichterstattung über das Bergwerksunglück von Soma in Deutschland bemängelt: Ein Teil der deutschen Medien habe versucht, das Unglück für sich auszuschlachten und die türkische Regierung beleidigt. Kritik am Umgang der türkischen Polizei mit Demonstrationen sei ebenfalls verfehlt, denn bei diesen handele es sich um "Terrorakte".

Bei einer Demonstration zum Jahrestag der Gezi-Proteste am Samstag war der Korrespondent des US-Senders CNN, Ivan Watson, während einer Live-Schalte vom Istanbuler Taksim-Platz vorübergehend von der Polizei festgesetzt worden.

sun/dpa/AFP

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 05. Juni 2014 um 12:36 Uhr