Palästinensischer Gedenktag Drucken
Sonntag, den 15. Mai 2011 um 23:03 Uhr

 

Es waren die schlimmsten Zwischenfälle seit Jahren an Israels Grenzen: Tausende Demonstranten versuchten von Syrien, dem Gazastreifen und dem Libanon ins Land zu gelangen. Mindestens 13 Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt.

Bei Protesten zum palästinensischen Gedenktag haben sich am Sonntag israelische Streitkräfte an drei Grenzübergängen gewaltsame Auseinandersetzungen mit arabischen Demonstranten geliefert. Von mindestens 13 Opfern ist die Rede, die Nachrichtenagentur dpa berichtet sogar von 20 Getöten. Rund 200 Menschen wurden verletzt.

 

Der folgenschwerste Zwischenfall ereignete auf den Golanhöhen, einem syrischen Gebiet, das von Israel seit mehr als vier Jahrzehnten besetzt ist. Hunderte Menschen sollen in dem Dorf Madschdal Schams die streng bewachte Grenze zwischen Syrien und Israel überschritten haben. Die Demonstranten durchbrachen den dortigen Grenzzaun und füllten das grüne Tal im Grenzgebiet mit wehenden palästinensischen Fahnen. Soldaten versuchten das Loch im Zaun zu schließen und eröffneten dabei das Feuer, wie das Militär erklärte. Bei den Getöteten soll es sich um Palästinenser handeln, die in Flüchtlingslagern in Syrien lebten. Bis zum späten Nachmittag wurden dem israelischen Militär zufolge 100 Menschen gefasst und nach Syrien zurückgeschickt.

 

Die Demonstration war vermutlich Teil der Gedenkveranstaltungen, mit denen Palästinenser weltweit der Flucht und Vertreibung Hunderttausender Araber im Vorfeld und in Folge der israelischen Staatsgründung am 14. Mai 1948 gedenken. Radikalislamische Gruppierungen hatten anlässlich dieses sogenannten Nakba-Tages - Nakba ist das arabische Wort für Katastrophe - zum Marsch auf die israelischen Grenzen aufgerufen.

In einem Grenzdorf im südlichen Libanon wurden zehn Palästinenser von israelischen Soldaten getötet, über 100 weitere verletzt. Auch im Gazastreifen gab es unter Demonstranten einen Toten und mehr als 80 Verletzte, als Sicherheitskräfte das Feuer auf eine sich nähernde Menschenmenge eröffneten. An Militärsperren im Westjordanland und in Ost-Jerusalem kam es zudem zu heftigen Krawallen.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte am Sonntag seine Entschlossenheit, die Grenzen zu verteidigen. Er hoffe aber, dass bald Ruhe zurückkehren werde, sagte Netanjahu in einer kurzen Fernsehansprache. Die Regierung in Damaskus verurteilte das Vorgehen der israelischen Armee als "kriminelle Handlung auf den Golanhöhen, in Palästina und im südlichen Libanon". Dem Staatsfernsehen zufolge waren vier der Getöteten syrische Bürger.

Die politische Führung der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen nutzt die Gelegenheit, um erneut Israels Existenzrecht in Zweifel zu ziehen. Hamas-Führer Ismail Hanija sprach am Sonntag vor etwa 10.000 Gläubigen nach einem Morgengebet vor der Omari-Moschee in Gaza-Stadt von der Hoffnung auf ein baldiges Ende des "zionistischen Projektes in Palästina".

can/dapd/Reuters/dpa /Spiegel Online

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, den 15. Mai 2011 um 23:12 Uhr