Weisheit oder Chaos PDF Drucken E-Mail
Mittwoch, den 10. August 2011 um 13:32 Uhr

Saudi-Arabien zieht Botschafter aus Syrien ab

Von Karin Leukefeld
Der saudische König Abdullah Bin Abdul Aziz hat den Botschafter seines Landes aus Syrien zurückgerufen und Präsident Assad aufgefordert, das Blutvergießen zu stoppen. Syrien habe die Wahl zwischen »Weisheit und Chaos« für seine Zukunft, sagte Abdullah, der sich nur selten öffentlich zu Wort meldet. »Das Königreich bekenne sich zu seiner historischen Verantwortung gegenüber seinen Brüdern«, zitierte der Nachrichtensender Al-Arabija aus der Rede des Königs.

Möglicherweise habe der König von »härteren Maßnahmen anderer Staaten gegen Syrien« erfahren, denen er habe zuvorkommen wollen, kommentierte der saudische Journalist Jamal Khashoggi die Äußerung von König Abdullah. Vielleicht habe er »eingreifen wollen, um zu retten, was zu retten ist, bevor die Zeit abläuft«.

Vielleicht wollte der König auch einem Eingreifen der Türkei zuvorkommen, das Syrien zunehmend als Hinterhof seiner eigenen regionalen Interessen betrachtet. Der türkische Ministerpräsident Tayyib Erdogan hatte am Sonntag erklärt, was in Syrien geschehe, sei für ihn nicht mehr ein »Thema der Außen-, sondern der (türkischen) Innenpolitik«. Unbestätigten diplomatischen Quellen zufolge soll Ankara bereits vor Wochen westlichen Botschaften Pläne für ein militärisches Eingreifen in Syrien präsentiert haben.

Außerdem habWashington forderte am Wochenende die Türkei auf, den Druck auf Syrien zu erhöhen. Außenministerin Hillary Clinton hatte nach Angaben ihres Sprechers Mark Toner in der Nacht zu Montag mit dem türkischen Außenminister Ahmed Davutoglu telefoniert und diesen aufgefordert, Syrien zu drängen, »sein Militär wieder in die Kasernen zu bringen und alle Gefangenen freizulassen, die wegen freier Meinungsäußerung inhaftiert seien«. e sie mit Davutoglu, der am Dienstag in Damaskus erwartet wird, besprochen, wie die USA einen Übergangsprozeß zur Demokratie in Syrien unterstützen könnten. Einzelheiten dazu wurden nicht bekannt.

Die Stellungnahme des saudischen Königs kam einen Tag, nachdem der Golfkooperationsrat (Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien und Vereinige Arabische Emirate) ebenfalls Präsident Assad kritisiert hatte. Auch der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Al-Arabi, sah sich offenbar genötigt, in den öffentlichen Chor der Kritiker Syriens einzustimmen, und zeigte sich »besorgt über die schlechter werdenden Sicherheitsverhältnisse in Syrien«, insbesondere in Hama und Deir Essor. Erst kürzlich hatte Al-Arabi seinen Antrittsbesuch in Damaskus gemacht und die Ereignisse in Syrien als »innere Angelegenheit« bezeichnet.

Die Stellungnahme des Golfkooperationsrates hatte man in Damaskus »mit Bedauern zur Kenntnis genommen«. Der Golfkooperationsrat habe die Fakten ignoriert, die Syrien vorgelegt habe, wurde eine namentlich nicht genannte offizielle Quelle in der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zitiert. Dazu gehörten »Morde und Sabotage durch bewaffnete terroristische Gruppen, die die Souveränität und Sicherheit Syriens untergraben« wollten. Auch das Reformpaket, das Präsident Assad vorgelegt habe, sei unberücksichtigt geblieben, ebenso der Aufruf zum nationalen Dialog. Wer Syriens Interessen dienen wolle, müsse ein Ende der Sabotage und der bewaffneten Angriffe derjenigen fordern, die nichts Gutes für Syrien im Schilde führten. Syrien brauche zudem Zeit, die Reformen umsetzen zu können.
Quelle:jungewelt
Zuletzt aktualisiert am Montag, den 15. August 2011 um 00:16 Uhr