Husni Mubarak steht vor Gericht PDF Drucken E-Mail
Donnerstag, den 04. August 2011 um 12:50 Uhr

Der «Pharao» steht vor Gericht: Im Krankenbett wurde Husni Mubarak in den Sitzungssaal gebracht. Dort hörte er sich mit versteinertem Gesicht die Vorwürfe gegen ihn an und sagte: «Ich habe derartige Verbrechen nicht begangen.»

Unnahbar, unantastbar, niemandem verantwortlich herrschte er fast 30 Jahre lang autoritär über sein Land - wie ein «Pharao». Altersschwach, gebrechlich, leidend wurde er nun auf seinem Krankenbett in den Verhandlungssaal gerollt. Mit mürrischem Blick, das Gesicht zur Maske versteinert, so zeigte ihn die Live-Kamera des ägyptischen Staatsfernsehens hinter dem Maschendraht des Käfigs.

Eine Verschwörung gegen die Demonstranten

Doch dann war auch zu sehen, wie Mubarak aufmerksam den Tiraden der Anwälte lauschte. Wie er sich kurz mit seinen mitangeklagten Söhnen Gamal und Alaa unterhielt. Auch als Staatsanwalt Mustafa Suleiman die Anklage verlas, horchte er auf. Der damalige Staatschef habe sich mit anderen dazu verschworen, Demonstranten zu attackieren und zu töten, die seinen Rücktritt verlangten. Er und der mitangeklagte Ex-Innenminister Habib al-Adli hätten beabsichtigt, «das Leben gewisser Demonstranten auszulöschen und andere auseinanderzujagen, um (...) an der Macht bleiben zu können».

Das sind Vorwürfe, die die Todesstrafe nach sich ziehen könnten. «Sie haben die Anschuldigungen gehört, was sagen Sie dazu?», fragte ihn Richter Ahmed Rifaat. Mubaraks Antwort kam fest und wie aus der Pistole geschossen: «Ich bestreite alle Anklagepunkte. Ich habe derartige Verbrechen nicht begangen.»

Vor dem Gericht kam es zu Tumulten

Für Millionen Ägypter waren das Szenen, von denen sie vor einem halben Jahr nicht einmal zu träumen gewagt hätten. In Einkaufszentren, vor Geschäften oder zu Hause klebten sie an den Fernsehgeräten. «Jedes Wort des Anklägers ist Musik in meinen Ohren», twitterte die Demokratie-Aktivistin Lilian Wagdi. «Wenn dieser Prozess zu Ende geht, wird jeder künftige Präsident, Regierungschef oder Minister in unserem Land wissen, dass er für Verbrechen im Amt bestraft wird», sagte der Schauspieler Ahmed Ibrahim. Er organisiert nebenbei ein Künstlerkomitee zur Unterstützung der Straßenproteste.

Vor dem Gerichtsgebäude gerieten Demonstranten für mehr Demokratie und Mubarak-Fans aneinander. Bei Schlägereien mit Stöcken und Ledergürteln wurden mehr als 60 Menschen verletzt. Unter der Großleinwand, auf der die Verhandlung übertragen wurde, hatten die Regime-Loyalisten ein Banner angebracht: «Präsident Mubarak war der erste, der die Revolution unterstützte und schützte.» Die Angehörigen der Opfer des Polizeiterrors empfanden dies als blanken Hohn.

Nach dem ersten Verhandlungstag wurde der Prozess auf den 15. August vertagt.

Quelle:beu/news.de/dpa

Bild:dapd

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 04. August 2011 um 13:03 Uhr