Hungerkatastrophe PDF Drucken E-Mail
Donnerstag, den 28. Juli 2011 um 23:31 Uhr

UN-Treffen in Rom

Die Vereinten Nationen haben angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika ein internationales Treffen in Rom einberufen. Die Schreckensmeldungen aus den betroffenen Gebieten reißen derweil nicht ab.

Die Vereinten Nationen haben angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika ein internationales Treffen in Rom einberufen. Frankreich, das die diesjährige G8- und G20-Präsidentschaft innehat, hatte zu der Konferenz der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) aufgerufen. Es gehe vor allem darum, solch schweren Hungersnöten langfristig vorzubeugen, hieß es vorab. Mindestens 120 Millionen Dollar (rund 83,5 Millionen Euro) seien notwendig, um landwirtschaftliche Soforthilfe zu leisten.

Nach der schlimmsten Dürre seit 60 Jahren ist am Horn von Afrika eine verheerende Hungersnot ausgebrochen. Besonders prekär ist die Situation in Somalia, aber auch die Nachbarländer Äthiopien und Kenia sind betroffen. Zehntausende Menschen starben in den Krisenregionen bereits. An dem eintägigen Treffen in Rom wollte unter anderem der französische Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire teilnehmen.

 

 

UN will Hilfslieferungen aufstocken

Die UN wollen ihre Hilfslieferungen weiter aufstocken. «Schnelligkeit ist ganz entscheidend», sagte die Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP), Josette Sheeran. Sheeran hatte sich in den vergangenen Tagen bei Besuchen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu und in den Flüchtlingscamps im Norden Kenias selbst ein Bild von der Lage gemacht. «Wir haben von Frauen gehört, die ihre Kinder auf dem Weg in die Flüchtlingscamps auf der Straße zurücklassen, weil sie zu schwach sind, um weiterzugehen», erklärte sie. In einigen Gebieten seien bereits 25 bis 45 Prozent der Bevölkerung unterernährt. Besonders dringend würden vitaminreiche Nahrungsergänzungen gebraucht.

Denn der Zustrom hungernder Somalier in die Camps in Äthiopien und Kenia geht unvermindert weiter. Noch immer kämen «Hunderte, wenn nicht sogar Tausende» täglich im kenianischen Dadaab an, sagte Unicef-Mitarbeiter Christopher Tidey. Mit fast 400.000 Menschen ist es das größte Flüchtlingslager der Welt.

Tidey besuchte am Samstag in Dadaab eine Klinik für schwer unterernährte Kinder. «Viele von ihnen sind so schwach, dass sie nicht einmal mehr die Kraft haben, Essen herunterzuschlucken und deshalb intravenös ernährt werden müssen», sagte er. «Ich habe einen dreijährigen Jungen gesehen, Aden, der nur fünf Kilo wog.»

Milizen und Para-Militärs erschweren die Hilfe

In dem Krisenland, das besonders schwer von der Hungersnot betroffen ist, müsse die Situation täglich neu beurteilt werden, sagte Sheeran. Die Al-Shabaab-Miliz hatte vor wenigen Tagen erklärt, sie werde weiter keine Hilfslieferungen internationaler Organisationen in die von ihr kontrollierten Gebiete in Südsomalia zulassen, und die UN würden das Ausmaß der Katastrophe stark übertreiben.

Unterdessen wird in der äthiopischen Region Dolo Ado an einem vierten Flüchtlingslager gearbeitet. Es solle weiteren 60 000 Hungernden Platz bieten, nachdem die ersten drei Camps mittlerweile ihre Kapazität erreicht hätten, teilte das UN-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) mit. «Es wird erwartet, dass die ersten Flüchtlinge bereits in der nächsten Woche vom Transitzentrum in das neue Lager Hilaweyn umziehen können», hieß es.

cvd/news.de/dpa

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 28. Juli 2011 um 23:40 Uhr